für eine starke Region

Vizedirektorin BAV im Interview zum DBL

Für die ganze LuzernPlus-Region, die Stadt und den Kanton Luzern und die Zentralschweiz ist der DBL eine einmalige Chance. Um das Grossprojekt koordiniert zum Zielfoto zu bringen, ist unter der Leitung des Bundesamts für Verkehr (BAV) eine Knotenorganisation eingesetzt.

Anna Barbara Remund gibt Einblick in das Grossprojekt Durchgangsbahnhof Luzern aus Sicht der Vizedirektorin des BAV.

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Anna Barbara Remund, Vizedirektorin und Abteilungschefin Infrastruktur, BAV

Frau Remund, Sie sind Vizedirektorin des Bundesamts für Verkehr und Abteilungschefin Infrastruktur. Der Durchgangsbahnhof Luzern beschäftigt Stadt, Region und Kanton Luzern. Welche Rolle hat das Bundesamt im gesamten Planungsprozess inne?

Das BAV hat in diesem Prozess zwei Rollen, die eng miteinander verknüpft sind. Einerseits ist das BAV die Finanzierungsbehörde des Bundes für die Bahninfrastruktur. Die BAV-Fachleute erarbeiten die Entscheidungsgrundlagen für das Parlament und sorgen anschliessend dafür, dass die Entscheide gemäss dem Willen des Parlaments umgesetzt werden – hinsichtlich Qualität, Kosten und Zeit. Im Fall des DBL hat das Parlament beschlossen, für die Projektierung 85 Millionen Franken zur Verfügung zu stellen. Wir vom BAV begleiten diese Arbeiten und bereiten gleichzeitig die Entscheidungsgrundlagen für das Bundesparlament vor, das den nächsten Ausbauschritt genehmigen wird.

Andererseits betrifft unsere zweite Rolle die Koordination: Ein so grosses und bedeutsames Projekt wie der Durchgangsbahnhof Luzern verlangt den Einbezug aller wichtigen Akteure:

Stadt und Kanton Luzern, die Gemeinden der Region, Verkehrs- und Bahnunternehmen sowie angrenzende Kantone und Bundesbehörden müssen am gleichen Strick ziehen.

Damit dies gewährleistet ist, wurde eine passende Knotenorganisation aufgebaut. Hier sind alle genannten Akteure vertreten. Hier werden die Interessen und Bedürfnisse eingebracht, die verschiedenen Teilprojekte koordiniert und die Arbeiten abgestimmt. Dies ist eine grosse Chance für alle Beteiligten. Die Leitung der Knotenorganisation obliegt dem BAV.

 

LuzernPlus vertritt als Verband die Interessen der Gemeinden der Region Luzern. Wie haben Sie bislang die Zusammenarbeit mit unserer Region wahrgenommen und wie können wir uns die Zusammenarbeit in den nächsten Projektschritten vorstellen?

Die Gemeinden der Region Luzern werden dereinst mit der Inbetriebnahme des Durchgangsbahnhofs von mannigfaltigen Angebotserweiterungen profitieren können. Es können mehr Züge mit kürzeren Fahrzeiten fahren und bessere Verbindungen ermöglichen.

Bis es soweit ist, müssen wir gemeinsam aber noch einen weiten Weg gehen. Die Gemeinden der Region Luzern haben die Chancen, die der DBL mit sich bringt, erkannt. Sie sind sich aber auch bewusst, dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt. 

Wichtig ist, dass sie mit LuzernPlus einen Gemeindeverband haben, der ihre Interessen bündelt und diese zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort geltend macht.

Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden ist gut angelaufen. Sie wird aber sicher noch intensiver werden. Der Geschäftsführer von LuzernPlus wird die Möglichkeit haben, sich in der Gesamtkoordination direkt einzubringen. Damit ist sichergestellt, dass die Interessen der Gemeinden am richtigen Ort deponiert sind. LuzernPlus darf sich auf herausfordernde und spannende Planungsprozesse und Steuerungssitzungen vorbereiten. Denn die Interessen und Bedürfnisse der Gemeinden sind für das Projekt DBL von grosser Bedeutung. Und ich möchte alle interessierten Gemeinden ermuntern, sich aktiv in den Prozess einzubringen.

 

Wie es das Erklär-Video der SBB zum Durchgangsbahnhof auf den Punkt bringt, wird der DBL die Chance für die Herausforderungen im Luzerner Verkehr sein. Wo sehen Sie für das Jahrhundertprojekt die ausschlaggebenden Punkte und Chancen?

Welche Chancen der DBL für die Stadt Luzern bringen kann, hat die Testplanung eindrücklich gezeigt. Im Kanton Luzern und in der ganzen Zentralschweiz verbessert der Durchgangsbahnhof den öffentlichen Verkehr. Er ermöglicht zusätzliche sowie schnellere und direkte regional Verbindungen für die ganze Region. Zudem generiert er volkswirtschaftlichen Nutzen in substanzieller Höhe. Der Fokus des BAV richtet sich naturgemäss auf eine übergeordnete Ebene. Der Durchgangsbahnhof verbessert die Mobilität sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Hervorzuheben ist zuerst die Verbindung zwischen Luzern und Zürich. Hier darf mit dem Bau des Zimmerberg-Basistunnels eine Verdoppelung des Angebots erwartet werden. 

Weiter ermöglicht erst der Durchgangsbahnhof die im NEAT-Konzept vorgesehene Fahrzeit zwischen Luzern und Mailand:

Das Tessin rückt dank dem DBL eine Viertelstunde näher an die Deutschschweiz, der Fahrzeitgewinn zwischen Deutschland–Basel und Mailand beträgt eine halbe Stunde.

Die Nord-Süd-Verbindung via Luzern ist damit eine halbe Stunde schneller als via Zürich, was eine attraktive Alternative zur Verbindung über den stark frequentierten Hauptbahnhof Zürich schafft.

 

Und zuletzt gerne eine persönliche Frage: Was ist ihr persönlicher Bezug zu unserer Region, in die Sie sicherlich auch schon mit dem Zug gereist sind?

Ich habe viele persönliche Bezüge zu Luzern und zur Region:

Hervorheben möchte ich die traditionelle alljährliche Dampfschifffahrt mit Freundinnen auf dem Vierwaldstättersee

sowie Wanderungen und Bike-Touren im UNESCO-Biosphärenreservat Entlebuch, inkl. Besuch der Natur-Kneippanlage in Flühli, ein Geheimtipp!

Mit Luzern verbinde ich aber auch unvergessliche Musikerlebnisse im KKL. Selbstverständlich fahre ich immer mit dem Zug hierher: Die Hinfahrt durch das Entlebuch ist Entspannung pur, und man kann die Seele baumeln lassen, während der Zug durch abwechslungseiche Landschaften nach Luzern fährt. Die Rückfahrt nach Bern geht dann meist etwas rascher, via Sursee und Zofingen.